Sommer 2002: in Frankreich natürlich ...

Wieder mußten wir aus Gründen, die nicht bei uns liegen, unseren Sommerurlaub in den Juli legen, obwohl wir doch viel lieber zum Beispiel im September führen. Also starteten wir an einem schönen sehr frühen Freitagmorgen, um die erste lange Etappe zu bewältigen. Wie immer führte sie uns über hunderte Kilometer deutsche Autobahnen bis wir bei Mulhouse den Rhein überqueren konnten und in unserem heißgeliebten Frankreich angekommen waren. Auf einem Parkplatz hieß es, die Hosen zu wechseln, denn es war sonnig-warm geworden (wenn Engel reisen ...) und damit höchste Zeit, die kurzen Hosen aus der Reisetasche zu holen. Wir hatten uns für die Anfahrt 3 Tage vorgegeben, am Sonntag wollten wir in Leucate sein. Unsere Route sollte sich von früheren unterscheiden, das heißt, wir wollten - wenigstens teilweise - neue Orte und Landschaften kennenlernen. So einfach ist das nun nicht mehr, wenn man schon so viel gesehen hat und jetzt auch immer dasselbe Ziel hat. Aber Variationen sind schon noch möglich, insbesondere bei der Festlegung der Etappenorte. Deshalb ging es auch auf der Autobahn weiter (diese war nun leerer, da zu bezahlen), um tiefer ins Land zu gelangen. Obwohl die Versuchung groß war, wieder Richtung Bourg-en-Bresse und weiter bis Pont-d'Ain zu fahren, um das von uns schon öfter als Etappenziel benutzte kleine Hotel in Neuville am Ain aufzusuchen, fuhren wir dieses Mal anders, Richtung Chalon-sur-Saône, um dort die Autobahn zu verlassen, und parallel zur Saône weiter südwärts zu fahren. Tournus gefiel uns bei der Durchfahrt ganz gut, und ich als Fahrer war müde genug, so daß wir hier in einem Motel abstiegen. Nach knapp 1000 km war die erste Etappe geschafft. So blieb uns nach dem Frischmachen in unserem Zimmer der Spätnachmittag zu einem Bummel durch das Städtchen, verbunden mit der Gelegenheit, eine pression am Saône-Ufer zu genießen.
Über Macon, wo wir unsere ersten Einkäufe für unseren Ferienaufenthalt in einem supermarché erledigten, und Villefranche-sur-Saône, Lyon und Sainte Etienne führte uns die Fahrt am Sonnabend in unser Etappenziel Le Puy en Velay. Diese Stadt hatte uns schon 1998 begeistert, als wir aus der Welthauptstadt des Pétanque St. Bonnet le Chateau (Loire-Forez) gekommen waren, wo wir das internationale Boule-Museum besucht hatten. Le Puy liegt in einem Tal, in dem sich wiederum drei Hügel mit bemerkenswerten sakralen Bauwerken befinden, die das Stadtbild beherrschen. Besonders beeindruckend fanden wir 1998 die Lage der Kirche auf dem "Dyke" genannten Hügel. Diesmal hatten wir mehr Zeit, die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten kennenzulernen. Durch die Altstadt ging es dann hinauf in die Oberstadt mit der Kathedrale St. Michel und der daneben auf der höchsten Bergspitze stehenden gewaltigen Statue der "Notre Dame de France". Überall vor kleinen Läden saßen Frauen und auch Männer (!), die Deckchen klöppelten. Diese Handwerkskunst kannten wir bisher eigentlich nur aus unserem heimischen Erzgebirge. Aber ganz offensichtlich ist diese Kunst auch in anderen Gebirgen wie hier in den Cevennen zu Hause. Gerade in Gebirgsregionen gab es früher ja nicht allzuviel Möglichkeiten, sich sein Brot zu verdienen ... In einem Laden, in dem man noch einen originalen Backofen aus dem Jahre 1452 (!) bewundern konnte, kauften wir bei dem sehr netten und gesprächigen Inhaber jedenfalls auch eine hübsche Klöppeldecke als Souvenir. Am nächsten Morgen durften wir noch auf dem zentralen Platz der Stadt eine Vielzahl von Oldtimern bewundern, die dort anläßlich einer Rallye aufgefahren waren.
Doch dann hielt uns nichts mehr, die letzten nicht wenigen Kilometer bis nach Leucate mußten überwunden werden: über Mende nach Millau und weiter über die neue mautfreie Autobahn A75 runter an die Küste. Dann waren wir endlich wieder "zu Hause" in unserem bereits mehrere Jahre genutzten Quartier in "Aphrodite Village", einem der Naturistendörfer von Port-Leucate. Raus aus den Klamotten, Auto auspacken und dann dem Mittelmeer einen ersten Besuch abstatten war praktisch eins.